UMWELTZAHNMEDIZIN
INTERDISZIPLINÄRE VIELFALT GEMEINSAM NUTZEN

Im Fokus der Umweltzahnmedizin steht die umfassend ausgerichtete zahnärztliche Behandlung chronisch kranker Patienten.

Auch die Anwendung individueller präventiver Behandlungskonzepte mit dem Ziel, chronisch entzündliche Krankheiten auch fernab der Mundhöhle zu verhindern oder zu lindern ist fester Bestandteil der Umweltzahnmedizin.

Die Umweltzahnmedizin ist eine neue interdisziplinär ausgerichtete Disziplin für Zahnärzte, Ärzte anderer Fachrichtungen und Zahntechniker.

Die Allergierate in Deutschland hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Wir setzen uns in unserer existierenden Umwelt immer mehr Fremdeinflüssen, Materialien und Schadstoffen aus, die in der Summe einen Entzündungsauslöser darstellen können.

Die chronisch entzündungsbedingten Krankheiten wie Allergien, Diabetes, Rheuma, Morbus Crohn, Osteoporose, Herz-Kreislauferkrankungen, Multiple Sklerose und viele andere mehr, nehmen in unserer Zivilisation einen immer größeren Stellenwert ein.

Die Entzündung, bzw. das inflammatorische Potential eines Organismus, ist sozusagen der „Nährboden“ für den Ausbruch von chronischen Erkrankungen und Zellveränderungen. Eine Entzündung ist zunächst eine von der Natur sinnvoll eingerichtete Abwehr vor schädigenden Einflüssen. Doch die Vielzahl der Auslösefaktoren, auf die die Biologie des Menschen nicht vorbereitet ist, nicht vorbereitet sein kann, führt immer häufiger dazu, dass das Immunsystem eines Organismus sich nicht mehr kontrolliert oder reguliert.

In der Zahnmedizin werden eine Vielzahl von Materialien und Werkstoffen, verwendet. Um sicherzustellen, dass diese Materialien auch von chronisch kranken Menschen gut vertragen werden, sahen wir uns veranlasst, unseren Patienten, die bereits eine allergische Veranlagung oder bekannte Allergien haben, ein spezielles Testverfahren anzubieten, bevor beispielsweise ein Zahnersatz angefertigt wird. So besteht ein hohes Maß an Sicherheit, dass der Zahnersatz auch gut vertragen wird.

Auch bei klinisch gesunden Menschen kann bereits eine Sensibilisierung auf bestimmte Inhaltsstoffe eines zahnmedizinischen Materials vorhanden sein.

Folgende Möglichkeiten der Behandlung können wir Ihnen im Bereich der Umweltzahnmedizin anbieten

Lymphozyten­transformations­test

Der Lymphozytentransformationstest (LTT) ist ein Laborverfahren zum Nachweis antigen-spezifischer T-Lymphozyten. Er findet seine Anwendung in der Immunfunktionsdiagnostik. Seit wenigen Jahren wird er auch in der Allergologie zum Nachweis bestimmter allergischer Reaktionendes verzögerten Typs (IV) (z. B. Medikamentenallergie, Metallallergie) und in der Erregerdiagnostik (zum Beispiel bei Borreliose-Verdacht) eingesetzt.

ÜBER DEN LYMPHOZYTENTRANSFORMATIONSTEST (LTT)

Bei systemischen Sensibilisierungen, zum Beispiel solchen auf Medikamente oder über die Schleimhäute erworbene Zahnersatzmaterialsensibilisierungen scheint der LTT Vorteile hinsichtlich der Sensitivität im Vergleich zum Hauttest zu haben.

Alternative Methoden (Bioresonanz, EAV, Kinesiologie etc.) sind sehr interessante, aber auch sehr subjektive Ansätze für einen Materialunverträglichkeitstest; mit dem Lymphozytentransformationstest (LLT) als Labormethode steht der Medizin heute eine Untersuchung mit klarem Ergebnis zur Verfügung.

Ein LTT ist also eine präventive, vorsorgliche Labormethode, um z.B. einen richtigen, verträglichen Werkstoff für einen Zahnersatz zu finden. Es können neben einzelnen Materialgruppen (Metalle, Kunststoffe, Zemente) auch individuelle Materialproben getestet werden.

Der Nachweis einer allergischen Sensibilisierung im LTT bedeutet aber nicht zwingend, dass akut zum Zeitpunkt der Untersuchung auch eine Entzündungsreaktion vorhanden ist.

Liegt eine akute Entzündungssituation vor und es soll untersucht und herausgefunden werden, inwieweit eine nachgewiesene Sensibilisierung durch ein bestimmtes Material/Wirkstoff mit der aktuellen Entzündungssituation zusammenhängt, lässt sich dies mit einer Effektorzelltypisierung eingrenzen.

Multi­element­analyse

Unser Speichel ist ein hochwirksames Medium, das nicht nur Nahrung „zersetzen“ kann.

Im Mund wechseln Temperaturen von 0 -75 ° , der ph-Wert des Speichels schwankt zwischen 1 und 11 und ist angereichert mit hochaktiven Enzymen und aggressiven Ionen.

Dies ist für die Korrosionsstabilität von Dentallegierungen eine große Herausforderung.

Die Verarbeitung und Herstellung von Zahnersatz aus Dentallegierungen in Kombination mit Keramiken, Kunststoffen, die Oberflächenpolitur und die geringe Schichtstärke sind weitere Faktoren, die eine Korrosionsstabilität beeinflussen.

Häufig finden sich auch unterschiedliche Legierungen oder verschiedene Metalle mit unterschiedlichen Wertigkeiten in Kombination in einer Mundhöhle. Im sauren Speichelmilieu kann es hierbei tatsächlich zu einem Ionenaustausch kommen.

Für die Zahnmedizin sind bei uns nur Legierungen zugelassen, die gemäß den internationalen Normen EN ISO 10993, „Biological evaluation of medical devices“ (EN ISO 10993-1, EN ISO 10993-5, ISO/DIS 10993-10) und der Norm DIN-V 13930-1990 „Biologische Prüfung von Dentalwerkstoffen“ auf Biokompatibilität geprüft wurden.

„Dennoch gibt es Hinweise darauf, dass Speichel in geringem Maß Metallionen aus Zahnmetallen löst, die im Laufe der Zeit im Körper akkumulieren und zu funktionellen Organbeschwerden und zu schweren Krankheiten führen können (KALICANIN & AJDUKOVIC 2008). Verschiedene Faktoren haben einen Einfluss auf die Höhe der Korrosion. So zum Beispiel der Einsatz von Wasserstoffperoxid zum Bleichen von Zähnen. Bei vorhandenen Amalgamfüllungen kommt es dabei zu einer erhöhten Freisetzung von Quecksilber (AL-SALEHI 2009). Auch Materialien, die meist als unbedenklich angesehen werden, können unter bestimmten Bedingungen Ionen abgeben. So wurde unter Einwirkung von Fluor und niedrigen pH-Werten ein extremer Anstieg der Ionenfreisetzung aus titanhaltigen Zahnmaterialien beobachtet (STRIETZEL et al. 1998). Großen Einfluss auf die Korrosionsanfälligkeit hat die Zusammensetzung der Metalllegierungen.“ Peter Jennrich
 Marienstraße 1
97070 Würzburg  www.deguz.de

Warum können Metalle toxisch sein?

Die Aufnahme der Metalle erfolgt über den Magen-Darm-Trakt, sie können dabei die Magen- und Darmschleimhaut zerstören und die Durchlässigkeit der Darmwand extrem steigern.

Metallionen können so über den Blutkreislauf in die Organe Leber und Niere gelangen, aber auch ins Zell- und Nervensystem oder in endokrine Organe. Dort können sie sich ablagern und durch die Ablagerung eine kritische Konzentration erreichen. Das Immunsystem kann durch diese metallischen Ablagerungen (dosisabhängig) übermäßig aktiviert werden. Es entsteht Entzündung und oxidativer Stress, der zelluläre Strukturen, Proteine und Membranen angreift und zerstört oder sogar DNA-Schäden verursacht.

Die erhöhte Durchlässigkeit der schützenden Darmwand kann dann auch dazuführen, daß Bakterien der Darmflora in den Blutkreislauf gelangen und systemische Entzündungen verursachen.

Auch sehr niedrige Metallbelastungen können toxisch sein, wenn sich durch die Aufnahme von Metallen durch Nahrung, Trinkwasser, Kosmetika oder Luft- und Umweltbelastungen die Konzentrationen potenzieren.

Wir versuchen prothetisch weitestgehend auf die Verwendung von Metallen bei der prothetischen Versorgung unserer Patienten zu verzichten und vollkeramische Alternativen anzubieten.

Bei Verdacht auf eine toxische Belastung durch Metalle stehen uns folgende Untersuchungsmethoden zur Verfügung:

  • Nachweis individueller Sensibilisierungen/Typ-IV-Immunreaktion mittels des Lymphozytentransformationstestes
  • Multielementanalyse des Speichels

Multielementanalyse

Die Multielementanalyse im Speichel gibt Auskunft über die Metallfreisetzung aus einem vorhandenen Zahnersatz (Kronen, Inlays, Prothesen). Der Test ist einfach. Der Morgenspeichel wird vor dem Frühstück, vor dem Zähneputzen aufgefangen, eingeschickt und in einem Laborverfahren analysiert. Er dient dem sensitiven Nachweis von Korrosion. Kaugummispeichel (10 Minuten Kauen eines zuckerfreien Kaugummis) gibt Auskunft über die Metallfreisetzung durch Abrieb.

Die Multielementanalyse ist indiziert:

– Bei Verdacht auf toxische Belastungen des Speichels

– Bei Störungen der Magen- Darmfunktion durch verschluckte Metallanteile (Metall im Zahnersatz)

– Nachweis einer tatsächlichen Belastung bei festgestellter Sensibilisierung des Immunsystems auf ein bestimmtes Metall

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