
Parodontitis- Übergewicht- Atherosklerose
Was hat das miteinander zu tun?
Eine aktuelle Studie hat erforscht welcher Zusammenhang zwischen der Erkrankung an Parodontitis mit einer Erkrankung an Adipositas und Atherosklerose besteht. Dass diese Krankheitsbilder gehäuft zusammen auftreten ist bereits seit längerem bekannt. Die genauen Hintergründe sie jedoch noch nicht vollständig geklärt.
Zur Klärung des Sachverhalts gibt es im Wesentlichen zwei Ansatzpunkte. Zum einen liegen den Erkrankungsbildern ähnliche Risikofaktoren zugrunde, zum anderen scheint es direkte Interaktionen zwischen der Parodontitis mit anderen systemischen Erkrankungen zu geben.
Zu den Risikofaktoren, die sowohl einer Parodontitiserkrankung als auch der Ausbildung eines metabolischen Syndroms, mit Adipositas und Atherosklerose, gemeinsam sind, gehören das Rauchen sowie eine ungünstige Ernährung. Die zugrundeliegende Kausalketten sind hinlänglich bekannt. Im Mund mindert das Rauchen die Durchblutung der Schleimhaut, setzt somit die Immunabwehr herab und trägt zu einer Parodontitisprogression bei. In den Blutgefäßen bewirkt das Rauchen eine Verengung der Blutgefäße, somit eine Erhöhung des Blutdrucks und auf Dauer eine Schädigung des Endothels, der innersten Gefäßschicht.
Weitaus weniger gut erforscht sind jedoch die direkten Interaktionen auf zellulärer und molekularer Ebene, die zwischen einer Parodontitis und den Erkrankungen des metabolischen Syndroms bestehen. Gemeinsam ist den Krankheitsbildern das Vorliegen chronisch entzündlicher Prozesse. Dies führt zu einer vermehrten Freisetzung von Entzündungs-Mediatoren (=Botenstoffen) in den Blutkreislauf. Da die Parodontitis über ihre Botenstoffe mit dem ganzen Körper in Verbindung steht, kann sie durchaus als systemische Erkrankung angesehen werden. Dies stellt eine Erklärung für die zahlreichen Wechselwirkungen mit anderen systemischen Erkrankungen dar.
Die genannten Mediator-Moleküle sind sowohl für die Entzündungsprogression als auch für deren Auflösung verantwortlich. Entscheidend ist dabei ein stabiles Gleichgewicht der beteiligten Komponenten. Aktuelle Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Defekte in der Regulation und insbesondere der Auflösung entzündlicher Prozesse für die Wechselwirkung zwischen Parodontitis, Adipositas und Atherosklerose verantworlich sind. An der Auflösung von Entzündungen sind hauptsächlich Lipidmediatoren beteiligt. Zudem haben Lipidmediatoren im Bereich des Parodonts eine knochenerhaltende Wirkung. Im Fettgewebe senken sie die Entzündungsrekationen. Im Gefäßsystem dient ihre Wirkung der Auflösung gefäßschädigender Plaques. Diese Beispiele verdeutlichen den pathogenetischen Zusammenhang der drei Krankheitsbilder sowie den Stellenwert der Lipidmediatoren in Entzündungprozessen.
Für die Bildung dieser Lipidmediatoren werden mehrfach ungesättigte Fettsäuren (u.a. Omega-3-Fettsäuren, Omega-6-Fettsäuren) benötigt. Eine Nahrungsergänzung mit Omega-3-Fettsäuren scheint sowohl bei Parodontitis als auch bei kardiovaskulären Erkrankungen Prävention und Therapie positiv unterstützend zu wirken- durch Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren während einer Parodontitis-Therapie mit subgingivaler Instrumentierung konnte der Blutungsindex, der einen Wert für die Entzündungsaktivität darstellt, gesenkt werden. Bei ungenügender Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren kann es somit zu einer herabgesenkten Wirksamkeit der Lipidmediatoren kommen. Natürlicherweise kommen Omega-3-Fettsäuren in Fisch, Pflanzenölen, verschiedenen Gemüsesorten (insb. Rosenkohl, Spinat, Bohnen, Avocado) sowie in Nüssen vor. Die Ernährungsweise scheint ein wesentlicher Faktor im Krankheitsverlauf chronisch entzündlicher Erkrankungen zu sein.
Genaueres zum Einfluss der Ernährungsweise und verschiedener Nahrungsergänzungsmittel folgen im nächsten Blog!
Anmerkung: Auf Basis von
"Parodontitis-Adipositas-Atherosklerose", Holger Jentsch, Matthias Blüher, Michael Hamm, Joachim Thiery, Volker Richter (Parodontologie 2019;30(1):23-26)